Reale Besuche von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Schulen sind auf absehbare Zeit nicht oder nur schwer realisierbar. Daher bietet die Koordinierungsstelle schulische Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen für das zweite Halbjahr des Schuljahres 2020/21 die Vermittlung von virtuellen Zeitzeugenbegegnungen an.
In der Zeit zwischen dem 26. April und dem 07. Mai 2021 steht Frau Judith Rhodes als Zeitzeugin der zweiten Generation für virtuelle Zeitzeugenbegegnungen zur Verfügung.
Frau Rhodes ist die Tochter eines Mädchens, das durch die sogenannten Kindertransporte von 1939 dem Holocaust entkommen konnte.
Über 10.000 Kinder jüdischer Eltern konnten damals aus Deutschland gerettet werden. Die meisten von ihnen fanden in Großbritannien Pflegeeltern. Im Rahmen der von NS-Deutschland geduldeten Aktion durften sie aber nur einen einzigen Koffer mitnehmen und mussten ihre Familien, ihre Freunde, ihre Heimat zurücklassen.
Judith Rhodes berichtet als Zeitzeugin der zweiten Generation über das Leben ihrer Mutter in England und darüber, wie sie selbst mit den Erfahrungen der Mutter aufwuchs. Sie hat den kleinen Koffer von Ursula Michel, ihrer Mutter, dabei, mit dem diese am 25. August 1939 nach London geflüchtet war - gepackt voller Erinnerungen, die auf das Leben in Ludwigshafen und der Region hinweisen.
Ergänzend dazu können ein biographisches Quellenbündel und ein Kurzfilm zur Geschichte der Kindertransporte nach England 1938/39 mit dem Titel „Koffer gepackt und überlebt“, die der Verein „Ludwigshafen setzt Stolpersteine e.V.“ herausgegeben hat, eingesetzt werden. Grundlage für Film und Quellenedition bilden die sehr persönlichen Briefe, Bilder, Dokumente und Fotos der Familie. Der Film steht auf der Seite
https://www.mkfs.de/unterrichtsideen zum Einsatz bei der Vorbereitung der Videokonferenz zur Verfügung.
Weitere Informationen zu den virtuellen Zeitzeugenbegegnungen mit Judith Rhodes erhalten Sie bei Interesse durch Ulrich.Eymann(at)das-hier-loeschen.pl.rlp.de.Anmeldungen sind bis zum 13.04.2021 möglich.
In der Zeit vom 09. bis 25. Juni.2021 steht Frau Prof. Erika Rosenberg ebenfalls als Zeitzeugin der zweiten Generation für virtuelle Zeitzeugenbegegnungen zur Verfügung.
Frau Prof. Erika Rosenberg ist als Tochter von nach Argentinien geflohenen Juden und Holocaust-Überlebenden, als Freundin und Vertraute von Emilie Schindler, der Frau des durch den Film „Schindlers Liste“ weltbekannt gewordenen Retters von 1200 Menschen vor der Gaskammer, und als Biografin von Oskar und Emilie Schindler Zeitzeugin der zweiten Generation in mehrfacher Weise. Sie lebt und arbeitet in Argentinien, hat u. a. Biografien über das Ehepaar Schindler verfasst und über deren Helfer und Gegner bei der Rettungstat recherchiert. In jüngster Zeit hat sie sich mit weiteren Helfern und Rettern von Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit beschäftigt, wie mit Hilde Albrecht, die 300 Frauen von Auschwitz rettete, mit Carl Lutz, dem Schweizer Diplomaten, der ca. 60.000 ungarische Juden vor dem Holocaust in Budapest rettete, und Don Gilberto Bosques – Saldívar, dem mexikanischen Diplomaten, der zwischen 1939 und 1943 ca. 40.000 Menschen in Frankreich rettete.
Die bei dem virtuellen Zeitzeugenbesuch behandelten Themenbereiche können nach Wunsch jeweils passend vereinbart werden.
Weitere Informationen zu den virtuellen Zeitzeugenbegegnungen mit Frau Prof. Rosenberg erhalten Sie bei Interesse durch Ulrich.Eymann(at)das-hier-loeschen.pl.rlp.de.Anmeldungen sind bis zum 18.05.2021 möglich.